Das Jahr 2020 war, wie auf der ganzen Welt, auch in Kenia nicht leicht und hat das Watoto Wema Center vor große Herausforderungen gestellt. Trotzdem war das Jahr neben diesen Herausforderungen auch ein schönes Jahr mit positiven Erfolgen für das Watoto Wema Center und dem gesamten Verein. So hat der Verein Anfang 2020 mit Anne einen neuen Zuwachs erhalten. Sie ist für den Verein eine große Bereicherung und unterstützt nun Lillit und Eva tatkräftig bei der Vereinsarbeit.
Der Verein konnte im Jahr 2020 rund 15.000 € einnehmen und hat diese komplett an das Watoto Wema Center weitergegeben. Es gibt also aktuell keine Rücklagen, da jeder Euro benötigt wurde. Das Watoto Wema Center hat mit seinen 12 Mirarbeiter*innen im diesem Jahr 39 Kinder im Center und 95 Kinder über das “homebased” Programm betreut und unterstützt.
Durch die intensive Arbeit in der Community fanden im Januar 2020 viele Kinder aus der Tagesbetreuung des Centers den Weg in die Regelschulen. Kinder aus dem staatlichen Rehabilitierungsprogramm wiederum konnten zurück in ihre Familien und werden weiterhin durch das Center unterstützt und begleitet. Viele der älteren Kinder des Centers wiederum haben für das eigene Leben und die berufliche Zukunft Perspektiven entwickelt, zum Beispiel träumen einige unter ihnen davon, Automechaniker zu werden.
Im März erreichte die Corona-Pandemie auch Kenia. Die Pandemie führte dazu, dass kaum mehr Besucher*innen den Weg ins Center fanden. Die Situation besserte sich dann allmählich im April, nicht zuletzt auch, weil die BURN manufactory dem Center zwei industrielle Gaskocher gespendet hat. Im Mai konnte das Center sogar durch großzügige Essenspenden von KCDF die umliegenden Communitys mit Lebensmitteln unterstützen. In dieser Zeit nahm das Center zusätzlich 14 neue Straßenjungen in das Rehabilitierungsprogramm auf.
Für alle ehemaligen und voll rehabilitierten Kinder sowie deren Familien hat das Center im Juni Essenspakete zusammengestellt, um sie während der Corona-Pandemie so gut es geht zu unterstützen. Ende Juni spendeten Mitglieder des Ministry of Public Service eine große Menge Lebensmittel an das Center. Ein Großteil der Spenden wurde in Form von Essenspaketen an bedürftige Familien in der Community verteilt.
Der nächste Monat war für das WWC sehr hart. Das WWC hatte keinen Strom mehr, da es immer noch nicht regulär an das Stromnetz von Kenya Power angeschlossen war. Das Watoto Wema Center demonstrierte daraufhin mit allen Kindern und Mitarbeitenden für den Anschluss an das reguläre Stromnetz. Denn ohne Strom kann kein Wasser aus dem Bohrloch gepumpt werden. Gerade der Zugang zu Wasser ist nicht nur in Zeiten einer Pandemie lebensnotwendig.
Im August wurde eine kleiner Kiosk eröffnet, an dem die Community Mittagessen und Getränke to-go kaufen kann. Da die Schulen in Kenia zu diesem Zeitpunkt geschlossen waren, unterstützen auch viele Kinder fleißig beim Verkauf. Außerdem wurde eine kleine Werkstatt eröffnet, in der kleinere Reparaturen, zum Beispiel Schweißarbeiten, gemacht werden. Hiervon profitieren noch heute vor allem die älteren Kinder, die hier praktische Erfahrungen für ihr zukünftiges Berufsleben sammeln können. Auch der neue WWC Friseursalon bot den älteren Kindern die Möglichkeit in das Berufsleben hineinzuschnuppern.
Obwohl es einen Monat nach der Demonstration für den Stromanschluss bei Kenya Power keinen Fortschritt gab, erreichten das Center in dieser Sache noch viel bessere Nachrichten. Unerwarteter Weise hat ein privater Sponsor dem Watoto Wema Center Ende August eine große Solaranlage gespendet. Diese wurde auf dem Dach des Jungenschlafsaals montiert. Somit ist das Center nun unabhängig von Stromanbietern.
Im Oktober wurde ein Teil der Schulen wieder geöffnet, so dass zumindest die älteren Schüler*innen wieder die Schule besuchten und wichtige Prüfungen ablegen konnten. Ende Oktober hat das Watoto Wema Center einen Boysday organisiert. An diesem Tag konnten alle Jungen an unterschiedlichen Workshops teilnehmen, in denen das Thema „verantwortungsvolle Männlichkeit“ bearbeitet wurde.
Das Watoto Wema Center organisierte im Dezember zwei weitere Workshops für Eltern. Ein Workshop richtete sich an die Eltern von Jugendlichen aus der Community rund um das Center. Auf Grund von Corona und den deshalb geschlossenen Schulen gab es unterschiedliche Probleme, wie zum Beispiel familiäre Konflikte, Probleme mit Drogenmissbrauch oder auch Teenagerschwangerschaften. Der pädagogische Workshop half Eltern dabei ihre Kinder besser zu verstehen und zu unterstützen. Der zweite Workshop fand kurz vor Weihnachten statt und hatte das Thema „DIY-Produkte herstellen“. An diesem Tag wurden gemeinsam mit den Eltern Produkte hergestellt wie Shampoo, Seife und Reinigungsmittel.
Ebenfalls kurz vor Weihnachten bekam das Center Besuch von Mr Douglas. Mr Douglas ist seit dem Bombenanschlag 1998 in Nairobi blind. Dieses Schicksal hielt ihn jedoch nie davon ab, sich große Ziele zu stecken. So gründete er zum Beispiel eine Grafik Firma, erklomm den Kilimambogo oder fuhr mit dem Rad von Ägypten nach Südafrika. Der Besuch und die Geschichten von Mr Douglas waren für viele Kinder eine sehr spannende und beeindruckende Erfahrung. Er hat ihnen gezeigt, dass vieles möglich ist, auch wenn er nicht in der Lage ist zu sehen.
Ende des Jahres gab es ein schönes und großes Weihnachtsfest mit leckerem Essen. Außerdem wurde das achtjährige Bestehen des Watoto Wema Centers in Ruai mit einem Schwimmbadbesuch gebührend gefeiert.
Wir blicken mit viel Stolz, Respekt und Dankbarkeit auf alle Mitarbeitenden, Unterstützer*innen und besonders Kinder des Centers. Blicken wir über das Jahr 2020 hinaus auf die vergangenen Jahre, können wir manchmal kaum glauben, was unsere gemeinsame Zusammenarbeit und das Center bis hierin alles auf die Beine gestellt hat. Mit viel Zuversicht und Motivation schauen wir auf das neue Jahr und wünschen euch allen für 2021 alles Gute. Wir bedanken und von Herzen für die Unterstützung!
Liebe Grüße und bleibt gesund!
Lillit, Anne und Eva
Watoto Wema e.V.